Yekaba schaut in die Ferne
Die 13-jährige Yekaba aus Äthiopien kann weiterhin zur Schule gehen. Sie möchte Ärztin werden.

Yekaba: Schule statt Heirat

In der Region Amhara in Äthiopien wird beinahe jedes zweite Mädchen vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Plan International setzt sich für den Schutz der Mädchen ein. Mit Erfolg: Viele Mädchen wie Yekaba bleiben in der Schule anstatt verheiratet zu werden.

Bildung für alle Mädchen Helfen Sie uns dabei, Kinderheirat zu verhindern.
Yekaba Vorschaubild Video
Yekaba

Yekaba erzählt ihre Geschichte

Kinderbraut oder Kinderärztin?

Yekaba lernt für die Schule
Yekaba kann ihre Schulbildung fortsetzen.
Yekaba (links) mit ihrer Freundin Tejitu
Yekaba und ihre Freundin Tejitu konnten ihre Kinderehen mit Hilfe von Plan International verhindern. Die beiden möchten Ärztinnen werden.

Yekaba war gerade 12 Jahre alt, als sie herausfand, dass ihr Vater sie mit einem Mann verheiraten wollte, der fast zweimal so alt war wie sie. Sie entschied sich mutig zu sein und Stellung zu beziehen. Hilfe holte sie von allen, die ihr in ihrer ländlichen Gemeinde im Norden Äthiopiens einfielen, um ihren Vater zu überreden, die Hochzeit abzusagen. Yekaba ist Teil der Plan International Girl's Advocacy Alliance. Diese vermittelt Wissen und unterstützt Mädchen in dieser schwierigen Thematik. So wusste Yekaba bereits vor der Ankündigung der Heirat über die Folgen Bescheid und konnte sich besser zur Wehr setzen. Auch heute noch setzt sie sich aktiv gegen Kinderheirat ein und sogar ihr Vater ist inzwischen ein Unterstützer geworden.

Yekaba erzählt ihre Geschichte:

Als ich 12 Jahre alt war, besuchte ein Mann meine Familie, um zu fragen, ob ich ihn heiraten würde. Ich habe ihn nie gesehen, aber ich habe es von meiner älteren Schwester erfahren. Sie sagte, er sei etwa 20 Jahre alt. Ich schrieb auf einen Zettel, was sie mir erzählt hatte, und legte es in den Sorgenbriefkasten meiner Schule, wo die Schüler die Dinge, vor denen sie Angst haben, teilen können. Wir verwenden den Briefkasten hauptsächlich für die Meldung von Kinderehen. Mein Lehrer fand die Nachricht und fragte mich, was los sei. Er bat mich, meine Eltern zur Schule zu bringen, damit sie erfahren konnten, warum die Kinderehe falsch ist. Ich bat sie zu kommen, aber sie weigerten sich. Sie bereiteten die Hochzeit weiter vor.

Ich beschloss, meinen Vater zu konfrontieren. Ich fragte ihn, ob er darüber nachgedacht hätte, wie ich mich fühlen würde, wenn ich so jung heiraten würde. Er antwortete, dass er es sich nicht leisten könne, seine beiden Töchter zur Schule zu schicken, also hatte er beschlossen, dass ich heiraten müsse. Meine Mutter wollte es nicht - sie wollte, dass ich meine Ausbildung fortsetze - aber sie fühlte sich nicht in der Lage, mir zu helfen. Meine Tante Ayalnesh, die selber ehemalige Kinderbraut war, setzte sich für mich ein und half mir meinen Vater zu überzeugen.

Durch die Aufklärung in der Schule wusste ich Bescheid über Kinderheirat, frühe Schwangerschaft und deren Folgen. Also fragte ich meinen Vater, ob er die gesundheitlichen Probleme, mit denen ich konfrontiert wäre, wenn ich so jung schwanger würde, bedacht hätte. Ich sagte ihm, dass ich massive gesundheitliche Probleme entwickeln würde, wenn ich schwanger würde, weil mein Körper noch nicht voll entwickelt ist. Es schien, als würde er mir zuhören.

Aber dann kam die Familie des Mannes mit Brot zu uns nach Hause. Es ist ein Brauch, zum formellen Heiratsantrag Brot mitzubringen. Und mein Vater nahm das Brot an, was bedeutet, dass er den Vorschlag angenommen hatte. Aber ich gab nicht auf und erinnerte meinen Vater an die Geschichte meiner Cousine. Sie wurde im Alter von 12 Jahren verheiratet, ist aber jetzt alleinerziehende Mutter, weil ihr Mann sie nach einigen Jahren ablehnte und sich beschwerte, dass sie nicht genug Hausarbeit leiste. Sie bekam ein Baby, bevor er sie nach Hause schickte, als sie gerade 14 war. Sie war noch nie in der Schule und das Baby ist nicht sehr gesund.

Ich erzählte meinem Vater von all den Problemen, die die Kinderehe für mich und auch für ihn mit sich bringen würde. Mein Vater stimmte schliesslich zu, die Hochzeit abzusagen und mich mit der Schulausbildung fortfahren zu lassen.

 

Yekaba’s Vater Desta erzählt aus seiner Sicht: Ich wollte meine Tochter verheiraten, weil ich alt werde und es ermüdend finde, die ganze Arbeit auf meinem Hof alleine zu erledigen. Ich wollte einen Mann um mich haben, der mir bei der Arbeit helfen kann - und ich bin mir auch bewusst, dass Yekaba jemanden braucht, der ihr in Zukunft Sicherheit gibt. Ich werde nicht in der Lage sein, mich für immer um sie zu kümmern. Ich wusste nicht, dass alles falsch war.

Der Hauptgrund, warum ich mich entschied, die Hochzeit abzusagen war, weil meine Tochter darauf bestand, dass sie in der Schule bleiben wollte. Sie sagte mir, dass sie so lange wie möglich mit ihrer Ausbildung fortfahren wolle und, dass eine Frühverheiratung ihr Leben zerstören würde. Ich möchte, dass Yekaba eines Tages eine grossartige Frau wird. Und ich weiss jetzt, dass es nicht richtig gewesen wäre, sie in diesem jungen Alter zur Heirat zu drängen.

Mein Rat an andere Väter? Lass deine Töchter nicht zu früh heiraten. Meine beiden ältesten Töchter wurden frühverheiratet und haben kein gutes Leben. Aber es ist zu spät für mich, die Dinge für sie zu ändern. Jetzt hoffe ich nur, dass ihre Kinder nicht zu jung heiraten. Ich liebe meine Tochter von ganzem Herzen. Ihre Hochzeit abzusagen, machte sie glücklich. Das macht mich auch glücklich.

 

 

Vater und Tochter