19.06.2024 - von Plan International

Noch nie gab es mehr Vertriebene

Die Hälfte der weltweit über 43,4 Millionen Schutzsuchenden sind minderjährig. An zu vielen Orten werden geflüchtete Kinder im Stich gelassen; sie haben keinen Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, und ihre Rechte werden ihnen vorenthalten. Plan International fordert, dass Schutzsuchende Zugang zu Bildung, Kinderschutz, Nahrung und wirtschaftlicher Sicherheit erhalten, um sie beim Aufbau eines neuen Lebens zu unterstützen. 

Kinder und Jugendliche, die auf der Flucht sind, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung zu werden. Vor allem für Mädchen sind diese Gefahren besonders akut. Sie werden aufgrund ihres Alters und Geschlechts diskriminiert und sind einem erhöhten Risiko von sexuellem Missbrauch und geschlechtsspezifischer Gewalt, Kinderheirat sowie früher und ungewollter Schwangerschaft ausgesetzt. 

Ende Mai 2023 gab es weltweit 110 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen, mehr als die gesamte Bevölkerung von Deutschland. 40 Prozent von ihnen, also 43,3 Millionen Menschen, waren Kinder. 


Syrien:
  • Global gesehen stammt fast jede:r fünfte Schutzsuchende aus Syrien. 
  • 6,5 Millionen Syrier:innen sind in 131 Ländern untergebracht.
  • Die 13,5 Millionen vertriebenen Syrer:innen machen mehr als die Hälfte der syrischen Gesamtbevölkerung aus.
  • Mehr als drei Viertel der Geflüchteten, 77 Prozent, leben in den Nachbarländern, darunter in der Türkei (3,5 Millionen), Libanon (814 700) und Jordanien (660 900).
Ukraine: 
  • Mehr als fünf Millionen Ukrainer:innen sind Binnenvertriebene. Weitere 6,3 Millionen sind grenzüberschreitend auf der Flucht (Juni 2023). 
  • Mehr als 17 Millionen Menschen benötigen innerhalb der Ukraine dringend humanitäre Hilfe. 
Venezuela:
  • Mehr als sieben Millionen Venezolaner:innen sind ins Ausland geflohen, eine der grössten Vertreibungskrisen der Welt. 
  • Davon befinden sich 2,5 Millionen in Kolumbien.
  • Ecuador hat rund 502 000 venezolanische Migrant:innen und Schutzsuchende aufgenommen.
Ostafrika, Horn von Afrika:
  • Ende 2022 lebten fast fünf Millionen Geflüchtete im Osten und am Horn von Afrika sowie in der Region der Grossen Seen. Die Region beherbergt 20 Prozent der weltweiten schutzsuchenden Bevölkerung.
  • Fast 85 Prozent aller Geflüchteten in der Region leben im Tschad (592 800), in Kamerun (473 900) und in Niger (255 300). 
  • Ende 2022 gab es rund 2,3 Millionen südsudanesische Schutzsuchende. Im April 2023 waren mehr als 97 Prozent davon in Uganda, Sudan, Äthiopien und Kenia untergebracht.
Bangladesch:
  • Ca. 1,2 Millionen staatenlose Rohingya-Schutzsuchende sind seit dem Beginn der Gewalt im Jahr 2017 aus Myanmar geflohen. 
  • 90 Prozent von ihnen leben heute in Bangladesch und Malaysia. Unter den mehr als eine Million Rohingya-Muslime, die in Cox's Bazar leben, befinden sich rund 400 000 Kinder im schulpflichtigen Alter.

Nahezu die Hälfte aller schutzsuchenden Kinder - 48 Prozent - gehen weiterhin nicht zur Schule. Bis März 2021 haben geflüchtete Schüler:innen aufgrund von Schulschliessungen durchschnittlich 142 Schultage verloren. Schon vor COVID-19 war die Wahrscheinlichkeit, dass junge Schutzsuchende die Grundschule abschliessen, um 30 Prozent geringer und die Wahrscheinlichkeit, die Sekundarstufe I abzuschliessen, halb so hoch.

Wie arbeitet Plan International mit Schutzsuchenden?

Von Osteuropa bis zum Sudan, von Kolumbien bis Bangladesch unterstützt Plan International Schutzsuchende und setzt sich für die Rechte von Kindern und die Gleichstellung von Mädchen ein. Wir führen Programme zur Stärkung der Jugend durch und bekämpfen die Ungleichheiten und Rechtsverletzungen, die Menschen oft dazu zwingen, ihre Heimatländer zu verlassen. Ausserdem führen wir Programme durch, die Schutzsuchenden den Zugang zu Bildung, Kinderschutz, Ernährung und wirtschaftlicher Sicherheit ermöglichen und geflüchteten Mädchen und ihre Familien dabei unterstützen, ein neues Leben aufzubauen.

Verschiedene Bedürfnisse in verschiedenen Krisenregionen

Im Libanon und in Syrien unterstützt Plan International Geflüchtete mit Bildungs-, und Gesundheitsprogrammen. Zudem waren wir während des Erdbebens vor Ort, um den gefährdeten Kindern und ihren Familien frühzeitig Nothilfe in Form von Nahrungsmitteln, Wasser, Decken und Schlafsäcken zu leisten.

Plan International reagiert in der Ukraine, in Moldawien und in Polen und bietet Schutzsuchenden Unterstützung in Form von Bildungs- und Spielzentren an, wobei der Schwerpunkt auf Mädchen und Kindern liegt. Seit Beginn des Konflikts in der Ukraine hat Plan International in Zusammenarbeit mit mehr als 40 lokalen Organisationen bisher mehr als 250 000 Menschen in der Ukraine, Moldawien, Polen und Rumänien erreicht. 

Auch in Ecuador, Kolumbien und Peru setzen wir uns ein für Vertriebene, mit Rechtsbeistand, Bereitstellung von mobilen Schutzräumen für Kinder und verschaffen ihnen Zugang zu hochwertiger Bildung, um insbesondere Mädchen zu stärken. In Afrika leistet Plan International in verschiedenen Ländern lebensrettende Hilfe für Kinder, insbesondere für Mädchen, deren Leben durch Krisen wie die Sudan-Krise und die Sahel-Krise zerstört worden ist. Bildungs- und Gesundheitsprogramme stehen in Cox’s Bazar, Bangladesch, im Vordergrund, um die frühkindliche Entwicklung und Schutz von Kindern und Jugendlichen zu fördern und zu stärken. 

Regierungen müssen Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch gewährleisten 

Trotz der unvorstellbaren Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, zeigen geflüchtete und asylsuchende Kinder und Jugendliche, darunter auch Mädchen und junge Frauen, oft eine aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit. Es ist wichtig, ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen, um ihr volles Potential ausleben zu können.

Plan International fordert die Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass schutzsuchende Mädchen und junge Frauen auf allen Ebenen in die Entwicklung und Umsetzung von Verpflichtungen für das Globale Flüchtlingsforum sinnvoll einbezogen werden, deren Zugang zu Dienstleistungen zu gewährleisten, ihre Stimmen, Ansichten und Anliegen zu respektieren und mehr in Flüchtlings-, Frauen und Jugendorganisationen zu investieren, um diese als Partner zu mobilisieren. 

 

Alle Daten: UNHCR - FlüchtlingsstatistikFlüchtlingsstatistik | USA für UNHCR (unrefugees.org)Situation in Venezuela | Global Focus (unhcr.org)Flüchtlingsstatistik | USA für UNHCR (unrefugees.org)