Gemüsebäuerin Olivia Kipo
Olivia Kipo, 24, pflanzt einen Setzling auf ihrer Farm im Norden Ghanas. Bild: Plan International
10.11.2022 - von Plan International

Mit grünem Daumen in eine nachhaltigere Zukunft

2022 wird Plan International auf der COP27 in Kairo dafür eintreten, dass jungen Menschen die Werkzeuge erhalten, die sie benötigen, um in den neu entstehenden und sich wandelnden Sektoren der Arbeitswelt, insbesondere der grünen Wirtschaft, mitzuwirken und die für die Bewältigung der Klimakrise erforderlichen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Wie, wird in den folgenden Beispielen in Ghana gezeigt.

Olivia Kipo, 24, eine Kleinbäuerin, hockt in einer Reihe von Furchen, in denen Paprikasetzlinge zögerlich aus der Erde ragen, und schneidet mit einer Schere Unkraut. «Wenn ich daran denke, wie klein ein Samen ist», bemerkt sie, «wie er in die Erde gesteckt wird, wie er keimt und sich dann als Nahrung für so viele Menschen entpuppt und dazu beiträgt, Unterernährung zu reduzieren und Menschen vor dem Hunger zu bewahren - das erstaunt mich.»

Hier, im ländlichen Norden Ghanas, ist der Hunger ein wachsendes Problem. Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich spürbar: fehlende Niederschläge, Überschwemmungen, unvorhersehbare Jahreszeiten und Regenmuster. Die traditionellen landwirtschaftlichen Praktiken erweisen sich schnell als unzureichend, um die Ernten vor den Auswirkungen zu schützen.

Jetzt nutzt eine neue Generation von unternehmerisch denkenden Landwirtinnen ihren grünen Daumen und grüne Fähigkeiten, um die Landwirtschaft aufzurütteln, Lebensmittel zu produzieren und nachhaltige Lebensgrundlagen für ihre lokalen Gemeinschaften zu schaffen.

Unterernährung in Gemeinden

Als Teenager stellte Olivia fest, dass trotz der weit verbreiteten Landwirtschaft die Unterernährung in ihrer Gemeinde sehr hoch war. Die Menschen neigten dazu, immer nur eine bestimmte Mahlzeit zu essen, erklärt sie. «Sie bestand in der Regel aus Mais, ohne Abwechslung, und das führte zu einem hohen Mass an Unterernährung.»

Im Gymnasium lernte Olivia die ernährungsphysiologischen Vorteile von Gemüse kennen und studierte anschliessend Biochemie an ihrer örtlichen Universität. Anschliessend besuchte sie einen von Plan International durchgeführten Kurs über grüne Fertigkeiten, der ihr Interesse an umweltfreundlichen Anbaumethoden noch verstärkte, wie sie sagt. Während des Kurses lernte Olivia, wie man mulcht, Kompost herstellt, Düngemittel und umweltfreundliche Chemikalien einsetzt, sowie Marketing, Markenbildung und allgemeine Geschäftskenntnisse.


Gemüsebäuerin Olivia Kipo
Gemüsebäuerin Olivia Kipo, 24, mit dem Dreirad, das sie im Rahmen des Green Skills-Programms von Plan International erhalten hat. Sie nutzt es, um zu ihrem Hof zu fahren und ihre Produkte an die Kunden zu liefern. Bild: Plan International

Heute verkauft sie ihre Gurken, Tomaten, Paprika, Kohlköpfe und Chilischoten nicht nur an Einheimische, sondern auch an Restaurants in den umliegenden Städten und in der Hauptstadt Accra. «Die Ausbildung bei Plan International hat meine Sichtweise auf die ganze Sache verändert», sagt Olivia. «Mir wurde klar, dass ich als Landwirtin meine Produkte vermarkten kann. Sie haben mir ein Dreirad zur Verfügung gestellt, damit ich die Farm erreichen und meine Produkte sicher zu meinen Kunden transportieren kann, und einen Zaun, der verhindert, dass Tiere in meine Ernte eindringen.»

«Das «Green Skills»-Programm von Plan International wurde entwickelt, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen», erklärt Abigail Mamle Teye, Youth Engagement Facilitator von Plan International Ghana, die das Programm leitet und als Mentorin für die jungen Landwirte fungiert. «Der Schwerpunkt lag auf einer umweltschonenden Landwirtschaft», sagt Teye, «die Projekte vermittelten jungen Menschen, vor allem Frauen, Arbeitsähigkeiten und alternative, einzigartige Methoden der Landwirtschaft, die umweltfreundlich sind.»

Eine aufkeimende Krise

Wie die meisten anderen Länder Westafrikas - und der übrigen Welt - hat auch Ghana mit den verheerenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, wirtschaftlichem Druck wie steigender Inflation und steigenden Lebensmittel-, Kraftstoff- und Düngemittelpreisen zu kämpfen, die durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkt werden.

Humanitäre Organisationen haben davor gewarnt, dass es in Ghana im Jahr 2023 zu Nahrungsmittelknappheit und Hunger kommen wird, wenn die Warnungen nicht beachtet werden. In der Zwischenzeit heisst es für Kleinbauern, sich anzupassen oder zu sterben - vor allem in der nördlichen Region, die bisher nur von einer Regenzeit profitiert hat. Und diese Regenzeiten, so Teye, sind zunehmend unberechenbar.  «Unser Green Skills-Kurs hat die Teilnehmer:innen in die Lage versetzt, die Herausforderungen unvorhersehbarer Wettermuster zu meistern», fügt Teye hinzu, «und das ganze Jahr über Landwirtschaft zu betreiben, indem sie sich an die Wetterveränderungen anpassen und Pflanzen anbauen, um maximale Erträge zu erzielen.»

Da junge Menschen einer immer ungewisseren Zukunft entgegensehen, die von den Folgen des Klimawandels überschattet wird, ist Teye der Meinung, dass es von entscheidender Bedeutung ist, grüne Kompetenzen zu vermitteln. Wie können wir sonst junge Menschen bei der Bewältigung der immensen klimatischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Veränderungen unterstützen, mit denen sie bereits jetzt konfrontiert sind und die noch kommen werden, warnt sie.

Landwirtin Doris Siibu
Die Landwirtin Doris Siibu bewirtschaftet eine 14-Hektar-Farm, auf der sie Mais und Sojabohnen anbaut. Die immer deutlich werdenden Auswirkungen des Klimawandels bereiten ihr schlaflose Nächte. Bild: Plan International

Die Zukunft der Landwirtschaft

Für Doris Siibu, 27, Mais- und Sojabohnenbäuerin im Kurs «Green Skills», die in der gleichen Gegend 14 Hektar Ackerland bewirtschaftet, ist die Landwirtschaft eine direkte Lösung für den zunehmenden Hunger in ihrer Gemeinde.  «Meine Farm soll ein Problem lösen», sagt Doris mit entschlossener Miene. «Die am häufigsten konsumierten Mahlzeiten hier sind Banku, Tuo zaafi, Kenkey - und all diese werden aus Mais gewonnen. Wenn ich also sagen will, dass ich den Hunger unter meinen Leuten beenden will, dann sollte ich das liefern, was sie am meisten essen

Für junge Landwirte wie Doris, die sagt, dass sie wegen der aktuellen Klimakrise nicht schlafen kann, kommt die Schulung in grüner Kompetenz zu einem wichtigen Zeitpunkt. «Was wir derzeit in Ghana erleben, ist sehr beunruhigend. Als junge Frau, die in der Landwirtschaft tätig ist, ist es schwer, die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf uns Bauern zu erklären.»

Plan International wird sich für eine verstärkte Aus- und Weiterbildung in den Bereichen grüne Kompetenzen und Klimawandel sowie für mehr Möglichkeiten in der grünen Wirtschaft einsetzen und die Regierungen auffordern, diese Themen zu Prioritäten für künftige Massnahmen zu machen.

Unser Mädchenfonds unterstützt junge Frauen sich aus- und weiterzubilden und ihre Zukunft zu sichern.