Hungerkrise
22.04.2022 - von Plan International

Die Hungerkrise steht vor der Tür

Die Welt befindet sich mitten in einer verheerenden Nahrungsmittelkrise. Überall auf der Welt, in Ländern wie Mali, Bangladesch und Südsudan, tragen Konflikte, Klimaschocks und COVID-19 zu einer dramatischen Eskalation der Ernährungsunsicherheit bei. 

Die derzeitige Krise in der Ukraine eskaliert und hat unter anderem zu einem raschen Anstieg der Lebensmittelpreise und der Treibstoffkosten geführt, was die weltweite Hungersituation nur verschlimmern kann. Da die Lebensmittelversorgungsketten zusammenbrechen und die Preise so schnell steigen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, warnt Plan International, dass die Zeit für Kinder knapp wird, insbesondere für Mädchen, die in den Hungerregionen der Welt leben. 

Wenn das Essen knapp ist, essen Mädchen oft weniger und zuletzt. Da die Familien zunehmend auf negative Bewältigungsmechanismen zurückgreifen, werden bereits bestehende Kinderschutzprobleme akuter und verbreiteter. Für Mädchen besteht ein erhöhtes Risiko, von der Schule genommen zu werden, Kinderheirat, Früh- und Zwangsverheiratung zu erleiden, früh schwanger und sexuell ausgebeutet zu werden, da Familien und Gemeinschaften unter dem Druck der zunehmenden Ernährungsunsicherheit stehen. Frauen, Säuglinge, Jugendliche und Kinder sind ausserdem besonders von Unterernährung bedroht.

Es muss jetzt gehandelt werden

«Die Hungersnot steht buchstäblich vor der Tür», sagt Dr. Unni Krishnan, Global Humanitarian Director bei Plan International. «Die ukrainische Ernte ernährt normalerweise 400 Millionen Menschen, und mit jedem Tag, an dem der Konflikt andauert, werden die verheerenden Auswirkungen weithin spürbar. Die rapide steigenden Lebensmittelpreise machen eine bereits schlechte Situation extrem ernst. Frühzeitiges Handeln rettet Leben, und die Zeit zum Handeln ist jetzt.»

Nach Angaben der Vereinten Nationen waren im vergangenen Jahr rund 928 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen - ein Anstieg um 148 Millionen gegenüber dem Vorjahr. In den Ländern, die bereits mit wachsendem Hunger konfrontiert sind, wird jeder achte Mensch - viele von ihnen Frauen und Kinder - heute Abend hungrig zu Bett gehen. 44 Millionen Menschen stehen jetzt am Rande des Hungertodes, sind von einer Hungersnot oder hungerähnlichen Bedingungen bedroht. Nicht weniger als 45 Millionen Kinder leiden an der akutesten Form der Unterernährung. Die UNO hat gewarnt, dass jeden Tag 300.000 Menschen verhungern könnten, wenn nicht dringend lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet wird.

Der Krieg in der Ukraine verschärft die Hungerkrise

«Die zentrale Sahel-Region in Westafrika, die bereits von Hunger geplagt ist, ist in hohem Masse von Weizenimporten abhängig, deren Versorgungskette durch die Ukraine-Krise stark unterbrochen wurde», fügt Sven Coppens, Direktor von Plan International, Coastal West Africa, hinzu. «Der Konflikt in der Ukraine wird die Lebensmittelpreise noch weiter in die Höhe treiben, was bedeutet, dass er die Hungerkrise in Ländern wie Burkina Faso, Mali und Niger nur verschlimmern kann.»

Für das Jahr 2022 wurde bereits prognostiziert, dass über 61 Millionen Menschen in der Region West- und Zentralafrika humanitäre Hilfe und Schutz benötigen würden. Die Zahl der Menschen, deren Ernährung unsicher ist, stieg dort auf mehr als 22 Millionen. Im Jahr 2021 wurde bereits ein drastischer Anstieg des humanitären Bedarfs in der zentralen Sahelzone verzeichnet. 

Auf der anderen Seite des Kontinents sind mehr als 20 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia dringend auf Nahrungsmittel und Wasser angewiesen. Die Ernten von Millionen von Familien sind ausgefallen, Tausende von Tieren sind abgemagert oder verendet, auf die Hirtenfamilien für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind.

Mädchen und junge Frauen leiden besonders

In den von der Dürre betroffenen Gebieten am Horn von Afrika steigen die Lebensmittelpreise seit vielen Monaten, was auf eine Kombination aus makroökonomischen Herausforderungen und unterdurchschnittlichen Ernten zurückzuführen ist. Die Folge, Familien können sich nicht einmal mehr Grundnahrungsmittel leisten. In der Zwischenzeit sind viele Wasserstellen ausgetrocknet, so dass Frauen und Mädchen gezwungen sind, längere Strecken zu Fuss zurückzulegen, um an Wasser zu gelangen. Dies führt zu einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt zu werden.

In anderen Teilen der Welt, z. B. in Guatemala und im Libanon, sind Familien gezwungen ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, damit sie arbeiten und ein Einkommen erzielen, ohne das sie sonst nicht überleben können. 

Während die Auswirkungen der unsicheren Ernährungslage in allen Gemeinschaften zu spüren sind, werden die Folgen für heranwachsende Mädchen oft nicht wahrgenommen. Mädchen sind bei der Verteilung von Nahrungsmitteln neuen Risiken wie sexueller Ausbeutung, Missbrauch, Gewalt und Belästigung ausgesetzt, während ihr Wohlbefinden und ihre Zukunftsaussichten untergraben werden, weil sie von der Schule genommen und zur Arbeit gezwungen werden. 

Plan International reagiert auf die Hungerkrise in 17 Brennpunkten der Welt mit Programmen wie:
  • Schulmahlzeiten 
  • Bargeld- und Gutscheinhilfe 
  • Geldtransfer
  • Nahrungsmittelverteilung 
  • Wiederherstellung der Lebensgrundlagen - die Verteilung von Saatgut oder Vieh wie Kühe oder Schafe an von Dürre betroffene   Gemeinden
  • Im Falle von Überschwemmungen können Ersatzfischereigeräte wie Netze, Boote und andere Hilfsgüter verteilt werden.

Ihre Spende unterstützt unsere Projekte und ermöglicht unsere Arbeit weltweit.