Martina Bürge besucht ihr Patenkind
Martina Bürge wird nie vergessen, wie Nabina ihr Geschenk, die Farbstifte, bewundert hat. Dazu hat sie ihrem Patenkind eine Postkarte aus ihrer Schweizer Heimat mitgebracht.
01.06.2018 - von Plan International Schweiz

Wenn ein Rucksack die Welt bedeutet

Eine Stunde in einem fremden Dorf, eine Begegnung, die berührt, und eine Erinnerung, die bleibt. Martina Bürge erzählt vom Besuch bei ihrem Patenkind in Nepal.

Mein Vater hat mir vor über zehn Jahren ein besonderes Geschenk gemacht – einen Einblick in das Leben eines Kindes mit einer Patenschaft. Nun habe ich mein Patenkind besucht

Weit weg von allem, was ich kannte

Am Tag, als wir Nabina trafen, starteten wir frühmorgens. Während Stunden fuhren wir über rote, erdige Strassen und durch die Berge von Makwanpur. Und da wohnt wirklich jemand, dachte ich mir.  Ein Dutzend Menschen warteten auf uns vor einem Haus aus Blech – und mitten unter ihnen Nabina. Scheu beäugte sie uns – und begrüsste uns alle mit einer Umarmung und einem Blumenkranz. Wo man die Sprache nicht spricht, spricht man schnell mit Lächeln und Gesten: «Namaste» nennt sich die Grussgeste mit gefalteten Händen.

Schokolade und Popcorn

Im Innern des Hauses, einem einzigen Wohnraum mit erdigem Boden, konnten wir zusehen, wie bald das halbe Dorf am Eingang stand. Während uns Tee, Popcorn und gekochte Kartoffeln angeboten wurden, konnte ich mithilfe eines Übersetzers mit Nabina und ihrer Mutter sprechen. Alle freuten sich sehr über die mitgebrachte Schokolade. Was Nabina besonders mag? «Die Schule. Und mit Freundinnen spielen.» Wir erfahren, dass beim Erdbeben vor zwei Jahren das alte Haus von Nabinas Familie beschädigt wurde und Plan International Schweiz das jetzige provisorische zur Verfügung stellte. Plan unterstützt mit meiner Patenschaft das Dorf und die Region. Nabinas Vater arbeitet in Singapur. Er kommt nur alle drei bis vier Jahre auf Besuch.

Das Highlight: der Rucksack

Zwischen ernsten Themen fügt Nabinas Mutter plötzlich hinzu «Nabina hat einen Rucksack bekommen.» Ich merke, dass für uns ganz Gewöhnliches hier viel Bedeutung hat. Den Rucksack – schwarz und fast so gross wie Nabina selbst – führt sie uns auch gleich vor, als wir sie in die Schule begleiten dürfen. Gemeinsam schauen wir der Willkommensfeier in der Schule zu. Auf dem Rückweg, eingehüllt in den Blumenduft und etwas überwältigt von den Eindrücken, erfahre ich, dass Nabina hier in der Region das einzige Kind mit einer Patenschaft ist. Ich möchte, dass Nabina und die anderen Kinder von meinem Beitrag weiterhin profitieren. Ob bei der Infrastruktur des Dorfes, beim Schutz oder mit dem symbolischen Rucksack für ihre Zukunft.